Richezas
Vater war Erenfried, den man auch Ezzo
nannte. Dessen Vorfahren entstammten dem
karolingischen Reichsadel. Ezzo übernahm
das Amt des lothringischen Pfalzgrafen
von seinem Vater Hermann. Der
politische Mittelpunkt dieser
Pfalzgrafenschaft war die Pfalz in Aachen.
Sie verlieh den Inhabern des
Pfalzgrafenamtes eine besondere
Machtstellung im Rheinland. Diese
vergrößerte sich noch dadurch, dass die
Pfalzgrafen vom König bedeutende
Aufsichtsrechte und staatliche Güter
übertragen bekamen. Zu den Besitzungen
zählte auch ein Gut in Klotten a. d.
Mosel, das wiederum Ländereien im
gesamten Umfeld besaß. So sind Ezzo auch
bereits im Jahr 1025 Weinberge nebst
leibeigenen Winzern in Bremm a. d. Mosel
nachzuweisen.
Um das Jahr 991 heiratete Ezzo, der zu
dieser Zeit das Amt des Pfalzgrafen noch
nicht inne hatte, Mathilde, eine Tochter
des deutschen Kaisers Otto II.. Diese Ehe
war mit Kindern reich gesegnet. Drei
Söhne und sieben Töchter gebar Mathilde.
Von den Töchtern wurde nur Richeza
vermählt und zwar mit Miezko, Sohn des
Polenherzogs Boleslaus.
Im Jahr 1025 wurde Miezko zum König
von Polen gekrönt, und Richeza wurde
Königin dieses Landes.
1051 erhält das Kloster Brauweiler
von Richeza, das Gut in Klotten geschenkt
nebst den Weinbergen in Bremm. Ein
offizieller Vertrag regelte diese
Schenkung nochmals im März 1056. In
Anwesenheit Kaiser Heinrichs III. und des
damals soeben eingeführten Kölner
Erzbischofs Anno II. verfügte die
Königin, dass die Brauweiler Mönche ihr
großes predium Klotten
erhalten sollten. Richeza hielt sich die
lebenslange Nutznießung vor.
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Neun Jahre
nach der Übertragung ihres Moselgutes in
Klotten ist Richeza am 21. März 1063
gestorben. Obwohl Richeza bestimmt hatte,
dass sie im Familienkloster Brauweiler
neben ihren Eltern begraben werden soll,
verfügte Anno II., dass der Leichnam in
der Kölner Stiftskirche St. Maria ad
Gradus bestattet wurde. Zugleich entzog
Anno dem Kloster Brauweiler das
umfangreiche Moselgut Klotten und
übergab es dieser Kirche. Nach einem
rund 30jährigen Rechtsstreit erhielten
die Brauweiler Mönche ihren Moselbesitz
im Jahre 1090 wieder zurück. Wahrscheinlich
wurde schon um 1190 der Bremmer Besitz an
das Kloster Maria Laach in der Eifel
verkauft. Brauweiler kam wegen des
Neubaues der Ostpartie der Klosterkirche
in Zahlungsnot und benötigte dringend
Geld. Und Maria Laach wird zu dieser Zeit
Besitz in Bremm bestätigt. Er wurde von
nun an von dem Laacher Zentralhof in Neef
verwaltet und bestand aus vier Weinbergen,
die von drei Hörigen (Leibeigene)
bewirtschaftet wurden und dafür die
Hälfte des Ertrages erhielten.
Nach der französischen Besetzung des
Rheinlands 1794 wurden die Stifte und
Klöster aufgelöst. Klosterkirchen
drohten der Abbruch oder, in einigen
Fällen, eine nichtreligiöse Umnutzung.
Um die Kirchen zu retten, wurden
daraufhin zahlreiche von ihnen von den
Pfarrgemeinden übernommen, die dafür
ihre bisherigen Pfarrkirchen aufgaben. Im
Fall von St. Maria ad Gradus war eine
solche Übernahme nicht möglich, da sie
zu nah an anderen Kirchen (St. Martin,
Dom, St. Andreas) lag und in diesem
Gebiet keine weitere Pfarrkirchen
benötigt wurde. Daher wurde im Jahre
1817 die Stiftskirche abgebrochen. Die
Gebeine Richezas kamen in den
Kölner Dom. Sie ruhen heute in einem
klassizistischen Grabmal in der
Johanneskapelle hinter dem Hochaltar in
unmittelbarer Nähe des berühmten
Dreikönigenschreins.
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Literaturquelle(n) |
Paul
Lehfeldt |
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Bau-
und Kunstdenkmäler des
Regierungsbezirks Coblenz |
Paul
Schreiner |
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Königin
Richeza, Polen und das Rheinland,
Historische Beziehungen zwischen
Deutschen und Polen im 11.
Jahrhundert |
Goerz
Adam |
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Mittelrheinische
Regesten, |
August
Klein |
|
Moselthal
zwischen Coblenz und Konz |
Erich
Wisplinghoff |
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GERMANIA
SACRA, Das Erzbistum Köln 5, Die
Benediktinerabtei Brauweiler |
Bertram
Resmini |
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GERMANIA
SACRA, Das Erzbistum Trier 7, Die
Benediktinerabtei Laach |
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Bildquelle(n) |
August Klein |
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Ansicht
von Bremm aus Moselthal zwischen
Coblenz und Konz, |
Franz
Josef Blümling |
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Grabmal
der polnischen Königin Richeza
im Kölner Dom |
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