Das
Kriegsgeschehen erreichte 1943 / 44 auch
unser Heimatgebiet. Häufige Luftangriffe
und Bombenabwürfe auf die Bahnstrecke
Koblenz - Trier, die Brücken in Eller
und Bullay sowie die beiden Tunnels waren
die Angriffsziele. Die Stadt Cochem hatte
schwere Zerstörungen und auch eine größere
Zahl Tote zu beklagen - ebenso Klotten. Hier
bei uns sind einige Bomben vor Bremm in
die Mosel gefallen, andere in die Nähe
der Klosterruine. In Stuben wurde der
ganze Wald in Richtung Brücke zerstört.
Die Weinberge bei Neef hatten ebenfalls
zahlreiche Treffer abbekommen.
Die Bremmer Bevölkerung war sehr verängstigt.
Zahlreiche Wein- und Gewölbekeller
wurden als Luftschutzbunker benutzt, mit
Baumstämmen verstärkt und es wurden
Notausgänge angelegt. Oberhalb des
Dorfes im Berghang Feiselburg
waren 2 Bunker eingegraben worden, damit
die Ortsbewohner, wenn auch nicht alle,
so aber doch teilweise, Schutz darin
finden konnten. Im Kandelbachtal (Fußweg
Kaddert) waren ca. 12 - 15
kleinere Erdhöhlen-Bunker in den Berg
gebuddelt worden. Häufig flüchtete man
morgens um ca. 9 10 Uhr dorthin,
weil oft um die Mittagszeit die ersten
Luftangriffe erfolgten. Manche Familien
aus dem unnere Stood nächtigten
dort sogar und blieben oftmals auch eine
ganze Woche.
Bei nächtlichem Alarm eilten wir in
unserem Hause mit der ganzen Familie und
auch den Nachbarn in unseren dicken Gewölbekeller
(Weingut Schmitz Erben heute Hotel
Berg). An einem Sonntag-Nachmittag
erreichten einige Nachbarn und Spaziergänger
von der Straße nur mit knapper Not die
Kellertreppe und wurden vom Luftdruck der
Bomben regelrecht in den Keller
geschleudert.
Eine Bombe traf am 27.12.1944 die Rückseite
unserer Kirche und beschädigte sie
schwer. Im Sommer fielen 2 andere Bomben
weiter oberhalb in die Weinberge.
Ansonsten wurde unser Dorf vor größeren
Zerstörungen bewahrt und kam im Großen
und Ganzen mit dem Schrecken davon, außer
zahlreichen zerplatzten Fensterscheiben
und Rissen an Zimmerwänden und Decken.
Zu beklagen ist allerdings eine große
Anzahl von gefallenen und vermissten
Soldaten, was natürlich innerhalb
unseres Dorfes ein großer Verlust war.
Fast jede Familie war durch eigenen Mann,
Vater, Sohn, Bruder oder Verwandtschaft
betroffen.
Und noch 2 Episoden am Rande:
Meine Frau (Christa Treis, geb. 1941)
wohnte damals im unnere Stood,
Haus-Nr. 1. Sie war morgens bereits mit
ihrer Tante Christel oben über`m Dorf
ins Bunkerchen geflüchtet. Ihre Oma war
zu Hause mit Kuchenbacken beschäftigt.
Beim Alarm flüchtete sie in den Keller
und vergaß,ihren Kuchenteig abzudecken.
Durch den Bombeneinschlag an der Kirche
zerbarst das Küchenfenster und Scherben
bedeckten den Kuchenteig. Damit war der
Kuchen hinüber Neujahrs-Kränzchen
Glücksbringer!
In der damaligen Kuhgasse (heute
Calmontstraße) wohnte die Familie Bremm.
Bei Bombenalarm suchte sie Schutz im Gewölbekeller
gegenüber bei meinem Onkel Johann
Ostermann. Die alte Bremms-Tant musste
natürlich auch immer so
beschwerlich es auch war
mitgenommen werden. Wie oben bereits
berichtet, waren die Bombenangriffe in
der Regel morgens. Als meine Cousine Inge
Ostermann einmal abends nochmals in den
Keller musste, um etwas kühl zu stellen,
kam eine weinerliche Stimme aus einer
Ecke des Kellers: Habt ihr mich
ganz vergessen? Es war die alte
Bremms Tant.
Im Dorf war Verdunkelungspflicht wegen
der nächtlichen Flugzeugangriffe,
Feuergefahr, Brandbomben. Es wurde eine
Feuerwache organisiert, 2 Männer wachten
nachts in der Weinbergshütte (Josef
Berg) im Kirchberg.
Beim Kartoffelanbau auf dem Berg, z.B.
1944 / 45 kam es häufig zu Wildschäden
durch Wildschweine. Deshalb wurde eine
Schweinewache von zwei bis drei Männern
aufgestellt die mussten nachts über
die Felder streifen und evtl.
Wildschweine verjagen.
Wegen der großen Anzahl der
Wildschweine und auch wegen der notdürftigen
Ernährung wurden auch viele Wildschweine
gefangen. Selbsthilfe, sogenanntes Schleppe-Stellen,
war weit verbreitet, Stahlseilschlingen
zwischen 2 Bäumen. Nachts wurden die
zerlegten Schweine im Rucksack nach Hause
gebracht oder im Ganzen auf Hinterwegen
eingeschleppt.
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Nach 1945 in
der französische Besatzungszeit waren
auch die Franzosen Selbstversorger. Sie
durften zur Jagd, aber trotzdem gingen
manche Leute Schlepp stellen. Der
Bürgermeister, Peter Steffens, musste
die Versorgung der französischen
Besatzer mit unterstützen: Einsammeln
von Kartoffeln, Fleisch bei
Hausschlachtungen beschlagnahmen, usw.
Deshalb wurde schwarz
geschlachtet in Scheunen und Kellern
durch Totschlagen der Tiere, mit Stromstößen
und dergleichen.
Eine Delikatesse für Franzosen sind
weiße Weinbergsschnecken. Die von
einigen Bremmern gesammelten Schnecken
wurden beim Stooder Peter, so
wurde damals der Bürgermeister genannt,
abgeliefert. Dieser stellte sie über
Nacht in den Keller in einen zugedeckten
Eimer. Doch die Schnecken befreiten sich
mit geballter Macht und
krabbelten am nächsten Morgen im ganzen
Keller herum und Peter musste sie
wieder einsammeln.
Schwarz-Schnaps-Brennen
war auch erforderlich denn Schnaps
war eine begehrte Handels- und
Tauschware.
Kurz vor Kriegsende wurde die Ellerer
Brücke gesprengt.
Beim Einzug der Amerikaner am 23. März
1945 kam Frau Barzen im Kehr durch einen
tragischen Schuss Querschläger
ums Leben.
Im Keller beim Weingut Amlinger hatten
sich einige deutsche Soldaten versteckt
und wollten noch kämpfen. Schuster
Nikola sagte zu ihnen Jungs geht
nach Hause, der Krieg ist bald vorbei.
Er wurde noch einige Stunden am Lindenbaum
angebunden und sollte wegen Sabotage
erschossen werden. Doch nach einigen
Verhandlungen wurde er wieder
freigelassen.
Nach Durchzug der Amerikaner, der ohne
ohne Kampfhandlungen verlief, wurden
jedoch alle restlichen Bremmer Männer
zwischen 12 und 70 Jahren in der alten
Schule 3 Tage eingesperrt und aus
Sicherheitsgründen auf Waffen
untersucht.
Hier im Eifel Mosel
Hunsrück Rhein Gebiet rückten
bekanntlich die Amerikaner ein
teilweise unter schweren Verlusten,
besonders im
Eifel-Ardennen-Aachen-Gebiet.
Doch einige Wochen später wurde das
Gebiet von den Franzosen übernommen und
wurde zur französischen Besatzungszone (bis
.. )
In Cochem war die sogenannte französische
Kommandantur (Verwaltung) gebildet. Von
hier aus wurde unser Bereich zunächst
verwaltet und auch die Ortsbürgermeister
eingesetzt????
Das alltägliche Leben kam nur sehr
langsam wieder in Gang. Hungersnot und
schlechte wirtschaftliche Zeiten. (siehe
Beitrag Hamsterzeit)
Zwecks Wiederaufbau der Ellerer Brücke
und des Neefer Tunnels (ebenso Bullayer
Brücke) wurden von 1945 - 1947 viele Männer
aus dem hiesigen Bereich aber auch aus
anderen Gebieten arbeitsverpflichtet.
Häufig gab es um die
Mittags-/Nachmittagszeit Fliegeralarm,
dann kamen die Flugzeuge von England her
und machten Bombenabwürfe auf die
Ellerer Brücke / Neefer Tunnel oder auch
Cochem.
Die Bewohner hier an der Moselstraße
hatten besondere Angst, denn hier waren
schon einige Bomben in die Mosel und am
Stubener Eck gefallen.
Im Hause von Kättebas Sofie (Franzen
Erna) in der Kehgas war ein
besonders starker Gewölbekeller. Und so
kamen einige Bewohner aus dem Stood
(Hennerichs Gretche und Aloysia, Kelsche
Marrische, Dores Irene und ihre Mutter)
morgens dort hin. Sie hatten
sicherheitshalber Mittagessen
(Ermittscha) mitgebracht und Strickzeug -
saßen dann im Kämmerschen
und warteten bis Fliegeralarm kam, dann
ab in den Keller, eng zusammen gedrängt
und in Gebeten harrte man aus. Abends
ging man nach Hause und kam am nächsten
Tag wieder.
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