Es ist
vielleicht der vererbte Trotz der
Moselwinzer, der hier die steilsten
Weingärten Europas pflegt. Am linken
Moselufer bei Bremm steigt im Calmont der
Felsen 380 Meter aus der Flussaue
eine einzigartige, phantastische
Architektur aus winzigen, schmalen
Wingertschören und Mäuerchen, eine
Sonnenpyramide, die schon den Römern ein
bewunderndes calidus mons
der heiße Berg als
geeignete Bezeichnung entlockte und über
Generationen ein gigantisches
Amphitheater für den Moselwein entstehen
ließ. Der Blick öffnet sich zur
gegenüber liegenden Seite auf die
berüchtigte Moselschleife, die sich um
die einsam stehende Ruine des
Augustinerklosters Stuben (12. Jh.)
zuletzt bloß noch ein Stift für
adlige Damen, da die klösterliche Zucht
doch sehr zu Wünschen übrig ließ
mit den ehemals dazugehörigen
Weinbergslagen, dem Neefer Frauenberg
schmiegt. Im Hintergrund der sacht
aufsteigende Petersberg. Hier alpines
Feeling mit erschwerten
Arbeitsbedingungen für die Winzer in
extremer Steillage, dort in der Ebene,
die von den Römern nava (Neef)
das fruchtbare Land getauft
wurde, ungleich leichter zugängliche
Rebzeilen. |
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- Es gibt
wohl kaum ein vergleichbares Panorama,
das eine Weinkulturlandschaft als Lebens-
und Wirtschaftsraum so eindrucksvoll
präsentiert. Im Hohlspiegel des Calmont
erreichen die Temperaturen mediterrane
Höhen, die kargen Quarzit- und Grauwacke-Schieferböden
bieten kaum Halt für andere
Pflanzenarten als vitis vinifera -hier
dominiert König Riesling zu 90 Prozent
die Anbaufläche, der auf den gut
durchlüfteten mineralischen Böden
geradezu ideale Wachstumsbedingungen
findet. Die Weine des Calmont geben sich
feinfruchtig, filigran, zuweilen
burschikos-verspielt. Nach längerer
Lagerung treten die vom Schiefer
geprägten Aromen zunehmend in den
Vordergrund. Entlang des Ufers gegenüber
die etwas schwereren Böden des
Frauenberg, die den Weinen ihre
gleichwohl feine, aber zögerliche Kraft
verleihen. Im Glas zeigen sie sich
verhaltener, aber etwas runder als die
Gewächse vom Calmont. Wer die Weine
gegeneinander probiert, schwankt
vielleicht zwischen der verhaltenen
Grazie des Frauenbergs und dem
freigeistigen Witz des Calmont
beide lassen allemal Dionysos auf der
Zunge tanzen... Wer wäre also Sieger
in einem Wettkampf: Keiner! - ein klares
Unentschieden!
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