Vom Moseltal
aus sichtbar ragt, etwa der Klosterruine
gegenüber auf dem Bremmer Calmont, ein
schlichtes ca. 12 m hohes einfaches
Eichenkreuz empor. Vielen Betrachtern
ist die Erstellung und die Bedeutung
dieses Kreuzes nicht bekannt! Das Mahnmal
der Kriegsgeneration wir sollten
die tragischen Ereignisse des 20.
Jahrhunderts nicht vergessen !!!
1954 wurde hier auf dem 378 m hohen
Gipfel durch den damaligen
Volksschullehrer W. Klein mit dem
Schulentlassungsjahrgang (Geburtsjahrgang
1940 / 41) ein ca. 4 m hohes Kreuz mit
einer Eisenhalterung in den Fels
einbetoniert.
Einige Jahre später, etwa um 1970,
wurde es durch ein größeres (ca. 12 m
hohes) ersetzt und mit einem Mauersockel
versehen mit der Inschrift Mahnmal
der Kriegsgeneration.
Die letzten Bremmer Spätheimkehrer
aus der Russischen Kriegsgefangenschaft
1949 / 50 haben aus Dank für ihre
glückliche Heimkehr und zum Gedenken an
ihre zahlreich vermissten und gefallenen
Kameraden und Bremmer Angehörigen diese
Aktion unterstützt.
Mitglieder im VdH (Verband der
Heimkehrer): Philipp Schmitz, Siegfried
Berg, Peter Barz, Peter Gräfen, August
Theisen, Nikolaus Pellenz, Rudi Theisen,Leo
Franzen, Theobald Franzen,Josef Unzen,
Theobald Schmitz, Die Aufzählung ist
nicht vollständig.
Für die Opfer der beiden Weltkriege
wurde 1970 / 72 das bereits vorhandene
Kriegerehrenmal neben der Bremmer Kirche
neu gestaltet und auf Bronze-Tafeln die
Namen aller Opfer eingeprägt. 1914 -
1918 24 Gefallene, zehn
Verstorbene, ein Vermisster, 1939 - 1945
76 Gefallene, 22 Vermisste, eine
Verstorbene (Schussverletzung)
Fast keine Familie wurde verschont,
sei es durch den Tod von Vater, Bruder
oder nahen Familienangehörigen. Ein sehr
schmerzlicher Verlust in unserem Dorf bei
damals (um 1940) ca. 1.100 Einwohnern.
Während des Krieges wurden einige
gefallene Soldaten neben dem Kirchturm
beerdigt. Bei einem Bombenabwurf am 27.12.1944
wurde die Kirche und auch diese Gräber
schwer beschädigt. Sie wurden später
verlegt und sind heute Teil des
Ehrenmales.
Viele Soldaten, die in Deutschland in
den letzten Kriegstagen und nach dem Ende
in Gefangenschaft gerieten, hatten ein
schweres Schicksal zu erdulden: Tausende
sind noch vor ihrer Freilassung im
Heimatland in Lagern verhungert, weil es
auch hier nicht genügend Nahrung gab.
Viele Gefangene wurden nach
Frankreich, England, Amerika oder Kanada
transportiert und mussten noch einige
Jahre Arbeitsleistung verrichten. So auch
Fritz Franzen aus Bremm (Moselstraße 217,
heute Nr. 1). Auf einem Lkw wurde er im
Mai 1945 an seinem Elternhaus
vorbeigefahren, er konnte noch seiner
Mutter rufen, die zufällig auf der
Haustreppe stand. Erst zwei Jahre später
kehrte er dann nach Hause zurück.
In diesem Zusammenhang erinnere ich
mich noch: Von unserer Gartenmauer (heute
Terrasse Hotel Berg - hier war ein kurzer
Stopp der Transport-Lkw wegen eines
Straßenschadens erforderlich -) haben
wir Äpfel und Brotstücke zu den
Soldaten hinübergeworfen.
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Tragischer
endete ein anderes Soldaten-Schicksal.
Als Gefangener wurde er hier
vorbeigefahren, sprang beim Transport
durch das Moseltal in der Nähe beim
Kalkofen (heute Rasthaus Calmont) vom Lkw,
vermutlich um in der Nähe seinen
Heimatort zu erreichen, wurde jedoch von
dem französischen oder amerikanischen
Begleit-Wachpersonal tödlich getroffen.
(Heute unbekannter Soldat auf dem
Ehrendenkmal an der Kirche). Sehr
tragisch erging es auch den ehemaligen
Soldaten in der sowjetischen
Kriegsgefangenschaft. Sie wurden
teilweise als
Kriegsverbrecher behandelt,
mussten Schwerstarbeit leisten, viele
sind durch Krankheit oder Hunger
gestorben. Einige hatten etwas mehr
Glück, sie mussten in Fabriken hart
arbeiten, wurden jedoch mit russischen
Landsleuten gleich behandelt. Es
entwickelten sich bei dem gleichen
Schicksal sogar dauerhafte Kontakte. So
besuchte 1993 eine Gruppe der damaligen
Zwangsarbeiter über Moskau bzw.
Tscheljabinsk hinter dem Ural ihren
damaligen Arbeitsplatz und russischen
Kollegen. Das war jedoch eine berühmte
Ausnahme.
Die allerletzten deutschen
Kriegsgefangenen kehrten erst 1955 in
ihre Heimat zurück. Am 13.09.1955 flog
der damalige Bundeskanzler Dr. Konrad
Adenauer mit einer Delegation nach Moskau.
(Das Flugzeug -Sondermaschine- steht
heute auf einem Ausstellungsgelände bei
Hermeskeil).
Es wurde damals über die deutsche
Wiedervereinigung (Ost-West-Deutschland),
Aufnahme diplomatischer Beziehungen und
ganz besonders über die Freilassung der
letzten deutschen Kriegsgefangenen in
Lagern und Fabriken verhandelt. Erst nach
zähen Verhandlungen hat
Ministerpräsident Bulganin damals der
Freilassung zugestimmt. So konnten Anfang
Oktober 1955 9626 ehemalige Soldaten (und
ca. 3000 polnische Offiziere) über die
Grenzstation Friedland in ihre Heimat zu
ihren Angehörigen zurückkehren.
Dieses Calmont Gipfelkreuz
soll alle Besucher an die Sinnlosigkeit
und die vielen Opfer der Kriege (besonders
von 1939 - 1945) erinnern. Allein an der
russischen Ostfront fanden etwa 3
Millionen deutsche Soldaten und doppelt
so viele russische und polnische Soldaten
den Tod.
Weltweit fanden über 60 Millionen
Menschen den Tod. Nicht zu vergessen: Die
vielen Verletzten und die riesigen
Zerstörungen. Daran soll das Mahnmal
hier auf dem Bremmer Calmont erinnern.
Die Bremmer Gemeinde - insbesondere
die Feuerwehr - hält dieses
Mahnmal der Kriegsgeneration
in Ehre und Pflege.
Es wird fast täglich von zahlreichen
Gästen und Wanderern besucht, nicht
zuletzt wegen der schönen Aussicht ins
Moseltal, auf die Bremmer Moselschleife -
wo man auch am Wochenende ein Glas
Moselwein genießen kann. Auch wegen der
guten Thermik am Calmont dient dieser
Platz als Startfläche für Paragleiter,
die dann in hohen schwindelerregenden
Kurven über das Moseltal schweben bis
hinunter zur Ellerer Brücke.
Seit einigen Jahren werden etwa 1 km
vom Gipfelkreuz entfernt von Archäologen
Ausgrabungen durchgeführt. Dort war zur
Römerzeit etwa im 2. - 3. Jahrhundert
ein römisch-gallisches Bergheiligtum -
welches inzwischen wieder rekonstruiert
wurde und auch besichtigt werden kann.
Leider wird jenem römischen Tempelchen
heute mehr Aufmerksamkeit zuteil, als dem
heutigen Gipfelkreuz-Mahnmal mit seiner
ursprünglichen Bedeutung und
schicksalhafter Vorgeschichte.
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